Herzinfarkt
Herzinfarkt
Der Myokardinfarkt ist immer noch die Todesursache #1 in Deutschland. Jährlich erleiden etwa 300.000 Menschen in Deutschland einen Herzinfarkt.
Die Akutbehandlung ist besonders in Ballungsgebieten ausgezeichnet organisiert, sodass inzwischen etwa die Hälfte der Betroffenen überleben, wobei mehr Frauen als Männer einen schweren Infarkt nicht überleben. Zwar sind Frauen in jüngeren Jahren durch das Sexualhormon Östrogen relativ gut vor Herzinfarkt und Schlaganfall geschützt. Doch die Gefahr, einen Herzinfarkt zu erleiden, steigt nach der Menopause stark an.
Was ist ein Herzinfarkt?
Ist eines der drei großen Herzkranzgefäße komplett verschlossen, spricht man von einem Herzinfarkt. Je größer das Gefäß, desto stärker der Infarkt. Das betroffene Areal des Herzmuskels wird nicht mehr mit Sauerstoff versorgt und stirbt langsam ab. Deshalb ist es wichtig, dass das Gefäß innerhalb weniger Stunden mit einem Herzkatheter wieder geöffnet wird.
Ursache für den Herztod während eines Herzinfarktes ist entweder eine stark reduzierte Pumpleistung des unversorgten und geschädigten Herzmuskels, sodass der Blutkreislauf zusammenbricht (kardiogener Schockzustand). Es können aber auch so schwere Herzrhythmusstörungen auftreten, dass das resultierende Kammerflimmern ebenfalls zum Stillstand des Blutkreislaufes führt.
Welche Ursachen hat ein Herzinfarkt?
Einem Herzinfarkt voraus gehen meist ein unerkannter Bluthochdruck, der die Gefäße unflexibel macht und eine Arteriosklerose (im Volksmund Gefäßverkalkung genannt). Arteriosklerose wird durch ungünstige Blutfettwerte erzeugt, sodass sich aus einem Gemisch von Blutfetten, Kalk und anderen Stoffen, die wir Plaque nennen, ein Pfropfen bildet.
Bluthochdruck entsteht gewöhnlich durch fehlerhafte Ernährungsgewohnheiten, Bewegungsmangel und Tabakkonsum. Bei den Cholesterinwerten kommt es auf das richtige Verhältnis von HDL-Cholesterin und LDL-Cholesterin an. Ungünstige Werte können durch Ernährung beeinflusst werden, sind aber auch genetisch bedingt.
Risikofaktoren für Herzinfarkt
Faktoren aus Lebensgewohnheiten:
- Rauchen
- Übergewicht
- Bewegungsmangel
Faktoren aus anderen Erkrankungen
- Bluthochdruck
- Ungünstige Cholesterinkonstellation
Psychische Faktoren:
- Traumatische Erlebnisse
- Panikattacken
- Depression
Erbliche Faktoren:
- Schlaganfall
- Herzinfarkt oder Bypass-Operation bei den Eltern oder Geschwistern
Diese Warnzeichen sollte jeder kennen:
Schmerzen in der Brust
Ein entstehender Infarkt deutet sich schon vorher durch starke Schmerzen aus, die vom Brustraum ausgehen. Oft strahlen die Schmerzen in die Arme und in den Oberbauch aus. Auch der Hals und der Kiefer sowie der Raum zwischen den Schulterblättern können betroffen sein. Manche Betroffenen schildern anstatt eines Schmerzes ein starkes Brennen.
Unspezifische Symptome
Besonders häufig bei Frauen treten sog. „unspezifische Symptome“ auf, also Symptome, die auch bei anderen, oft harmlosen Erkrankungen auftreten können. Das macht es unter Umständen schwierig, die Symptome auf einen Herzinfarkt zurückzuführen. Dazu gehören Übelkeit, Erbrechen, Atemnot und Schmerzen im Oberbauch. Treten diese Beschwerden in bisher ungewohntem Ausmaß auf, empfiehlt Prof. Hans-Jürgen Becker von der Deutschen Herzstiftung, den Notarzt zu rufen, da ein Herzinfarkt dahinter stecken könnte.1 Viele Betroffene reagieren mit einer Angstattacke und kaltem Schweiß.
Schmerzen in den Beinen
Schmerzen in den Beinen können ein Warnzeichen sein, vor allem, wenn beim Gehen Schmerzen in den Waden auftreten, die beim Stehenbleiben wieder nachlassen. Ebenfalls sind Schmerzen beim Liegen im Bereich der Zehen, die beim Aufstehen wieder abflauen, ein Alarmsignal. In diesen Körperregionen befinden sich kleinste Kapillargefäße, die verstopfen können und ein Signal für Arteriosklerose sind.
Prof. Eike. S. Debus vom Herzzentrum Hamburg-Eppendorf sagt dazu: „Findet sich in den Beinen eine Arteriosklerose, besteht oft schon eine deutliche Verkalkung der Herzkranzgefäße, je nach Stadium in bis zu 90 % der Fälle. Aus diesem Grund sollte man bei Arteriosklerose bedingten Schmerzen in den Beinen auch immer das Herz untersuchen lassen.“2 Darauf weist die Deutsche Herzstiftung ausdrücklich hin.
Die beste Prävention gegen Plaques in den Beinvenen sind regelmäßige Bewegung, fettarme Ernährung und Verzicht auf Tabakprodukte. Zu hoher Bluthochdruck sollte unbedingt behandelt werden. Besonders bei älteren Personen müssen Fehler bei der Medikamenteneinnahme verhindert werden.
Herzinfarkt bei Frauen: oft andere Symptome als bei Männern
Herzinfarkt ist keine Männersache, aber häufig bleibt er bei Frauen unentdeckt, weil die Symptome nicht so ausgeprägt sind wie bei Männern. Bei Frauen treten Herz-Gefäß-Erkrankungen im Schnitt zehn Jahre später auf.
Wenn es um Krankheiten ging, war es in den 90er Jahren Krebs, wovor sich Frauen am meisten fürchteten. Inzwischen steht wie bei Männern Herzinfarkt und Schlaganfall an erster Stelle. Nicht selten bleibt der Herzinfarkt bei Frauen aber unentdeckt, weil die Symptome oft unscheinbar oder auch bei anderen Erkrankungen symptomatisch sind.
Herzinfarkt bei Frauen: Übelkeit, Bauchbeschwerden und Kurzatmigkeit dürfen nicht verharmlost werden, wenn sie eine ungewohnte Intensität erreichen. Natürlich können auch die klassischen Beschwerden auftreten: Schmerzen in der Brust, die in die Arme, den Rücken und den Oberbauch ausstrahlen können. Im Gegensatz zu Männern leiden Frauen beim Infarkt oft weniger unter Schmerzen im Brustbereich, sondern eher über ein Enge- und Druckgefühl, das unbedingt ernst genommen werden muss.
Hormone sind kein Schutz vor Herzinfarkt
Ein bedeutender Unterschied zwischen Frauen und Männern: Frauen sind bis zu den Wechseljahren gut gegen Herzinfarkt geschützt, nimmt der Hormonspiegel ab, steigt die Infarktrate bei Frauen sprunghaft an. Das ist der Grund, weshalb bei Frauen koronare Herzkrankheiten erst ab 60 vermehrt auftreten, während Männer schon wesentlich früher betroffen sind. Aber wer denkt, eine Hormonbehandlung könnten das Infarktrisiko senken und die Wechseljahre zudem erleichtern, der irrt. Studien ergaben, dass eine Hormonbehandlung das Infarktrisiko nicht senken konnte und außerdem das Brustkrebsrisiko erhöhen.
Blutdruck
Bluthochdruck (Arterielle Hypertonie) verursacht keine Schmerzen, darum wird er oft übersehen. Wer Bluthochdruck an sich feststellt, ist meistens schon einige Jahre daran erkrankt. Bluthochdruck schädigt die Gefäße.
Bluthochdruck
Koronare Herzerkrankungen gehen normalerweise mit Bluthochdruck einher. Blutdruckwerte von 140 zu 90 am Oberarm gemessen gelten als Bluthochdruck, dabei müssen nicht unbedingt beide Werte zu hoch sein. Bei älteren Menschen über 65 Jahre kommt es vergleichsweise häufig vor, dass nur der obere, systolische Wert zu hoch ist. Ursache ist eine altersbedingte Arteriensklerose der Hauptschlagader bzw. der großen Gefäße und einer schwindenden Elastizität der Gefäße. Diese Form des Bluthochdrucks muss ebenso behandelt werden.
Wie messe ich den Blutdruck?
Der Blutdruck sollte morgens vor dem Kaffee und vor der Einnahme von Medikamenten gemessen werden. Am besten bleibt man einige Minuten vorher ruhig sitzen und wartet, bis sich der Kreislauf beruhigt hat. Wer am Oberarm misst, bekommt meistens etwas höhere, aber auch genauere Werte als am Handgelenk. Es wird zweimal hintereinander mit einem kurzen Abstand von einer Minute gemessen. Der zweite Wert ist meistens niedriger und der richtige Wert.
Wie hoch darf der Blutdruck sein?
Der Blutdruck sollte möglichst unter 140 – 90 mmHg liegen. Beachten Sie, dass einige Blutdruckmedikamente über die Nieren ausgeschieden werden und das Organ schädigen können. Für Nierenkranke gilt: Blutdruckwerte nicht über 135-85mmHg.
[1] http://www.herzstiftung.de/Anzeichen-Herzinfarkt.html
[2] http://www.herzstiftung.de/schmerzen-in-den-beinen
Herzschwäche / Herzinsuffizienz
Herzschwäche / Herzinsuffizienz
Es ist schwierig, die verschiedenen Formen der Herzinsuffizienz abzugrenzen. Zwar ist Herzschwäche inzwischen gut behandelbar, geheilt werden kann sie allerdings nicht. Herzinsuffizienz kann sich deshalb von der chronischen zur akuten Form weiterentwickeln, vor allem, wenn sie nicht sorgfältig beobachtet wird.
Rechtsherzinsuffizienz
Die Rechtsherzinsuffizienz betrifft die rechte Herzkammer. Dort wird der betroffene Herzmuskel unzureichend mit Sauerstoff versorgt und funktioniert daher nur eingeschränkt. Die rechte Herzkammer ist eigentlich dafür zuständig, sauerstoffarmes Blut aus dem Körper in die Lungen zu pumpen, wo es mit Sauerstoff angereichert wird. Bei einer Herzmuskelschwäche der rechten Herzkammer strömt allerdings mehr Blut in die Herzkammer, als in die Lunge weiter gepumpt werden kann. Es entsteht ein Blutrückstau in der Lungenvene, der dort zu einer Erhöhung des Blutdrucks führt.
Bei Bluthochdruck in der Lungenvene kann Flüssigkeit in das umliegende Gewebe gepresst werden – es entstehen Wassereinlagerungen, sogenannte Ödeme, im Gewebe. Solche Ödeme sind selbst von Laien besonders leicht an den Fußfesseln zu erkennen: Drückt man darauf, bleibt eine Delle, die sich erst mit der Zeit wieder strafft. Häufig ist auch der Bauchraum betroffen.
Betroffene leiden unter Erschöpfung und schweren Beinen. Starke Gewichtsunterschiede von über einem Pfund pro Tag können auf Wassereinlagerungen hindeuten. Bei Herzschwäche ist eine tägliche Gewichtskontrolle zu empfehlen. Sollten starke Gewichtsunterschiede bemerkt werden, für die es keine Erklärung gibt, sollten Sie einen Kardiologen aufsuchen.
Linksherzinsuffizienz
Die linke Herzkammer ist dafür zuständig, das mit Sauerstoff aufgefrischte Blut wieder in den Körper zu pumpen. Ist ein Muskel der linken Herzkammer geschädigt, gelangt weniger Blut in den Körper und in die Organe, sie werden unzureichend mit Sauerstoff versorgt. Der Rückstau des aus der Lungenvene kommenden Blutes reicht dann von der linken Herzkammer bis zu den Lungen. Die Folgen sind Atemnot und anfangs schnelle Ermüdung bei körperlicher Belastung, in fortgeschrittenem Stadium auch im Ruhezustand.
Unentdeckt und unbehandelt führt eine Linksherzinsuffizienz zur Ansammlung von Wasser in der Lunge, dem gefürchteten Lungenödem. Den Betroffenen fällt das Atmen immer schwerer und es kommt zu Rasselgeräuschen. Hier ist dringend eine ärztliche Intervention nötig, da es zu schwerer Atemnot mit Erstickungsgefahr kommen kann.
Globale Herzinsuffizienz
Sind beide Herzkammern betroffen, wird von einer globalen Herzschwäche gesprochen. Hier können sowohl die Symptome und Beschwerden der linken und der rechten Herzinsuffizienz auftreten, alternierend oder gleichzeitig.
Chronische Herzinsuffizienz
Bei der Herzschwäche wird unterschieden zwischen dem Ort des Geschehens und ihrem Verlauf bzw. ihrer Dauer. Hiervon abhängig, spricht man entweder von der chronischen oder der akuten Form der Herzschwäche.
Die chronische Form kommt häufiger vor als die akute Verlaufsform. Die Symptome werden von Herzkranken oft missverstanden und fälschlicher Weise als „Alterserscheinung“ wahrgenommen. Anfangs kann der Körper die Symptome gut kompensieren, sodass sie kaum bemerkt werden.
Erst wenn die Lebensqualität eingeschränkt wird, weil das Treppensteigen Atemnot erzeugt, werden sie von Patienten als möglicherweise krankhaft wahrgenommen. Alltägliche Tätigkeiten wie Einkaufen oder Spazierengehen fallen immer schwerer und sind am Schluss nur noch gelegentlich möglich. Je nachdem, welche Herzkammer betroffen ist, treten die Symptome der Rechts- bzw. Linksinsuffizienz auf.
Akute Herzinsuffizienz
Die akute Herzinsuffizienz ist ein absoluter Notfall! Wenn der Körper die chronische Herzschwäche nicht mehr ausgleichen kann, entwickelt sich in der Folge oft schlagartig eine akute Herzinsuffizienz. Das geschieht oft nach einem Herzinfarkt, bei dem der Herzmuskel geschädigt wird und seine Aufgabe nicht mehr erfüllen kann. Die Symptome der akuten Herzinsuffizienz sind eine plötzlich auftretende Angina Pectoris (Druckgefühl in der Brust) und Atemnot bis hin zu Erstickungsanfällen. Die Beschwerden entwickeln sich in der Regel zu einem schweren Anfall, der lebensbedrohlich sein kann.
Herzrythmusstörungen
Herzrythmusstörungen
Es gibt unterschiedliche Formen von Herzrhythmusstörungen. Mediziner*innen unterscheiden nach dem Ort ihrer Entstehung, danach wie schnell und danach, wie unregelmäßig das Herz schlägt. Mit der freundlichen Unterstützung der Schweizerischen Herzstiftung werden im Folgenden einige Fachbegriffe und Formen von Herzrhythmusstörungen erklärt, die Sie vielleicht in Ihrem ärztlichen Befund finden.
Trotz unterschiedlichem Ort und Ursache der Entstehung weisen fast alle Herzrhythmusstörungen ähnliche Symptome auf: starkes Herzklopfen (Palpitationen), Schwächegefühl, Kurzatmigkeit und besonders bei Vorhofflimmern ein unangenehmes, manchmal beängstigendes Gefühl in der Brust.
Manche Arrhythmien werden gar nicht bemerkt, andere werden als beeinträchtigend empfunden und einige können sogar zum Verlust des Bewusstseins führen (Synkope). In diesem Fall wird das Gehirn nicht mehr mit Sauerstoff versorgt, wie z.B. bei einer Bradykardie, wenn das Herz mit 20 Schlägen pro Minute deutlich zu langsam schlägt, oder einer akuten Tachykardie, wenn das Herz mit 200 Schlägen pro Minute lebensbedrohlich schnell schlägt.
Eine flache Lagerung auf den Rücken und Hochlegen der Beine führt bei Bewusstlosigkeit in den meisten Fällen zu einer Besserung. Bleibt die Person aber bewusstlos, handelt es sich um einen Notfall mit der Gefahr eines Herzstillstands. Dann gilt es, unverzüglich lebensrettende Sofortmaßnahmen (Herzmassage und Beatmung, Defibrillation usw.) zu ergreifen.
Unterscheidung nach dem Ort der Entstehung
Von einer supraventrikulären Arrhythmie wird gesprochen, wenn die Ursache der Störungen in den Vorhöfen oder im AV-Knoten liegt. Entsteht die Arrhythmie im Bereich der Herzkammern (Ventrikel), wird von einer ventrikulären Arrhythmie gesprochen.
Durch eine Arrhythmie kann die Frequenz des Herzschlags verändert werden. Bei zu schnellem Puls handelt es sich um eine Tachykardie. Hier handelt es sich um einen Puls ab 140 Schlägen pro Minute. Bei einem Puls von 200 Schlägen pro Minute kommt der Blutkreislauf zum Erliegen, weil die „flatternde“ Herzmuskulatur keinen Blutauswurf mehr zustande bringt.
Wird der Puls verlangsamt, handelt es sich um eine Bradykardie.
Risikofaktoren und Vorbeugung
Mit dem Alter nehmen Herzrhythmusstörungen zu. Ein wichtiger Faktor, ob man einmal darunter leiden wird, ist der Lebensstil. Hier finden Sie die wichtigsten Risikofaktoren und Vorsorgemöglichkeiten für Rhythmusstörungen.
- Rauchen und Nikotinkonsum gilt als der wichtigste schädigende Umweltfaktor. Deshalb am besten das Rauchen aufhören. Wer das nicht alleine schafft, kann sich Hilfe durch Therapeuten oder Coaches holen. Adressen und Unterstützung finden Sie bei der Selbsthilfegruppe „Herzkrank – Wohin mit den Ängsten und Sorgen?“
- Übermäßiger Konsum von Alkohol. Die Weltgesundheitsorganisation schlägt maximal 0,4 Liter Bier oder 0,2 Liter Wein vor. Auf Schnäpse und ähnliche Alkoholika sollte verzichtet werden.
- Übergewicht ist in den meisten Fällen die Ursache von Bewegungsmangel. Begleiteter Sport in Herzsportgruppen, regelmäßige Bewegung, Wandern in Gruppen
oder Spaziergänge sind eine gute Vorsorge - Unausgewogene Ernährung – empfohlen wird mediterrane Ernährung mit ungesättigten Fettsäuren (Olivenöl) und wenig rotes Fleisch.
- Ein bereits erlittener Herzinfarkt kann zu Narbenbildung geführt haben und begünstigt HRhSt.
- Herzinsuffizienz (Herzschwäche)
- Bluthochdruck – für Betroffene, die wenig Bewegung haben, empfehlen wir die Schulung für Arterielle Hypertonie, die von Kliniken und Selbsthilfegruppen angeboten wird.
- Andere Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems
Die häufigsten Herzrhythmusstörungen
Extrasystolen
Extrasystolen sind zusätzliche Herzschläge, die den normalen Sinusrhythmus stören und sich als „Aussetzer“ oder „Herzstolpern“ bemerkbar machen. Extrasystolen kommen auch bei gesunden Menschen vor und brauchen in der Regel nicht behandelt werden.
Gelegentlich werden Extrasystolen durch Stress, Aufregung, Alkohol- oder Kaffeekonsum, Fieber oder Störungen der Mineralstoff-Konzentration ausgelöst. Auch diese Extrasystolen sind harmlos – sie verschwinden, wenn die Ursache behoben wird.1
Sind Extrasystolen aber eine Folge einer Herz- und Kreislauf Erkrankung, so muss die Ursache der Extrasystolen genau untersucht werden und das Grundleiden bedarf einer Behandlung, z B. durch entsprechende Medikamente. In Frage kommen Herzmuskelerkrankungen, Herzinsuffizienz oder eine Verengung der Herzkranzgefäße.
Die Diagnose stellt Ihr Kardiologe durch ein Ruhe- und Langzeit-EKG, Ergometrie mit körperlicher Belastung und Echokardiografie durch Ultraschall.
Vorhofflimmern
Vorhofflimmern ist die häufigste Art von Herzrhythmusstörung. Die Schweizerische Herzstiftung schreibt: „Vorhofflimmern wird durch eine Art elektrisches Gewitter“ im Reizleitungssystem des Herzens verursacht. Die Pumpaktivitäten der Vorhöfe und der Herzkammern sind nicht mehr aufeinander abgestimmt – dadurch nimmt die Herzleistung ab. Kurzfristig können die Herzkammern diesen Leistungsrückgang kompensieren, doch wenn das Vorhofflimmern länger anhält, werden die Herzkammern überlastet und es kann sich eine Herzinsuffizienz (Herzschwäche) entwickeln.“2
Mögliche Folgen
Vorhofflimmern stellt in aller Regel keine akute Gefahr dar, kann aber fortschreitend und potenziell gefährlich sein: Menschen mit Vorhofflimmern erleiden häufiger einen Hirnschlag oder eine Herzinsuffizienz.
Verschiedene Formen von Vorhofflimmern
Anfallmäßiges Vorhofflimmern soll nicht länger als sieben Tage dauern und wieder spontan aufhören (Paroxysmales Vorhofflimmern).
Andauerndes Vorhofflimmern dauert länger als sieben Tage und hört nicht von selbst auf (Persistierendes Vorhofflimmern).
Besteht das Vorhofflimmern mehr als sechs Monate, wird es Permanentes Vorhofflimmern genannt.
Ursachen
Auslöser für Vorhofflimmern sind oft bestehende Herzkrankheiten wie Herzschwäche (Herzinsuffizienz) oder Herzinfarkt (Myokardinfarkt). Weitere Ursachen können eine Schilddrüsen-Überfunktion (Hyperthyreose) oder Alkoholmissbrauch sein.
Symptome
Typische Symptome für Vorhofflimmern sind rasches Herzklopfen (Palpitationen), das über Stunden andauern kann, ein Enge- oder Druckgefühl in der Brust (Angina pectoris), Atemnot oder Müdigkeit. Bei jedem dritten Patienten löst das Vorhofflimmern aber keinerlei Beschwerden aus.Erschwerend für die Diagnostik ist die wechselnde Symptomatik. Anfängliche Symptome können verschwinden, wenn sich eine andauernde Herzrhythmusstörung manifestiert.
Komplikationen
- Hirnschlag
Unregelmäßige Pumpbewegungen der Vorhöfe führen laut Schweizerischer Herzstiftung dazu, dass es in den Gefäßen zu Verwirbelungen kommt und im Herz vermehrt Blutgerinnsel auftreten. Durch den Blutkreislauf können diese Gerinnsel in das Gehirn geschwemmt werden und dort zu einem Hirnschlag führen. - Herzinsuffizienz
In vielen Fällen ist die Folge von Vorhofflimmern eine Herzschwäche. Unrhythmische Bewegungsabläufe zwischen Vorhof und Herzkammer führen zu einem verminderten Blutausstoß in die Gefäße. Um die Unterversorgung mit Sauerstoff und Blut auszugleichen, erweitern sich Vorhöfe und Herzkammern, es entwickelt sich eine Fibrose, bei der Herzmuskelgewebe in Bindegewebe umgewandelt wird. Die Ausstoßleistung des Herzens mindert sich dadurch. - Herz-Kreislauf-Stillstand
Personen mit andauerndem Vorhofflimmern sind der Gefahr eines Herz-Kreislauf-Stillstandes ausgesetzt.
Behandlung
Die Medizin kennt unterschiedliche Wege zur Behandlung. Um den Herzrhythmus zu stabilisieren, bieten sich die Rhythmuskontrolle, die Frequenzkontrolle oder die Blutverdünnung an.
- Die Rhythmuskontrolle
Wenn das Herz unregelmäßig schlägt, können zur Rhythmuskontrolle verschiedene Methoden angewandt werden. In vielen Fällen können Medikamente den Herzrhythmus unter Kontrolle bringen, sie können aber starke Nebenwirkungen haben. Eine weitere Möglichkeit ist die Defibrillation, bei der unter ärztlicher Kontrolle ein Stromstoß Vorhofflimmern unterbinden und das Herz wieder in einen normalen Rhythmus bringen soll. Die Katheterablation ist ein operativer Eingriff durch die Leistenvene und kann bei jenen Patienten eingesetzt werden, bei denen krankhafte Reizleiter das Vorhofflimmern auslösen. - Die Frequenzkontrolle
Zur Kontrolle der Herzfrequenz, also der Geschwindigkeit, mit der das Herz schlägt, werden vordergründig Medikamente eingesetzt. Wo das nicht hilft , kann ein Herzschrittmacher eingesetzt werden. - Die Blutverdünnung
Bei Personen mit Vorhofflimmern treten gehäuft Blutgerinnsel auf, die zu Hirnschlag oder Herzinfarkt führen können. Dem kann mit Blutverdünnung (Antikoagulation) vorgebeugt werden. Da es leichter zu Blutungen kommen kann, sollte der Patient in die Grundkenntnisse der Blutverdünnung eingeführt werden und unter ärztlicher Kontrolle sein.
Ventrikuläre Tachykardien (VT)
Die ventrikuläre Rhythmusstörung, auch Kammerrhythmusstörung, entsteht meist nach einem Herzinfarkt und geht von Vernarbungen der betroffenen Herzkammer aus. Bei der monomorphen ventrikulären Arhythmie entsteht die Störung immer an derselben Stelle in der Herzkammer und kann das Risiko eines plötzlichen Herztodes mit sich bringen.
Symptome
Als Leitsymptom gilt „Herzrasen“ mit drei aufeinander folgende Salven und einem Puls von mindestens 120 Herzschlägen pro Minute. Eine anhaltende VT verläuft fast immer mit Palpitationen, die vom Patienten als schnelle, kräftige oder unregelmäßige Herzschläge wahrgenommen werden.
Therapie
Bei der medikamentösen Akuttherapie wird Amiodaron bevorzugt verabreicht.
Das primäre Ziel der Therapie ist eher die Prävention eines plötzlichen Herztodes als die bloße Unterdrückung der Arrhythmie. Dazu eignet sich am besten ein implantierbarer Kardioverterdefibrillator (ICD).
Eine Langzeittherapie ist nicht erforderlich, wenn die Arrhythmie durch eine vorübergehende Ursache, z. B. während der ersten 48 Stunden nach einem Herzinfarkt oder durch eine reversible Ursache (z. B. Störungen im Säure-Basen-Haushalt, Elektrolytentgleisungen, oder Medikamente) ausgelöst wurde.
AV-Knoten-Tachykardie
Hier handelt es sich um Rhythmusstörungen, die auf veränderte Leitungsfähigkeit im AV-Knoten zurückzuführen sind. Der AV-Knoten ist eine Art elektrische Umschaltstelle zwischen den beiden Vorhöfen und den beiden Herzkammern und empfängt Signale vom Sinusknoten. Ist der AV-Knoten gestört, können krankhafte Signale vom Sinusknoten direkt den Herzmuskel erreichen.
Symptome
Bei „Herzrasen“ kann es zu Schwindel, Übelkeit oder Angina pectoris kommen. Herzstechen im linken Brustraum kann eine Reaktion des Nervensystems auf Unregelmäßigkeiten im Herzen sein, aber auch auf Verspannungen hinweisen. Es wird weiterhin von Schweißausbrüchen und Ohnmachtsanfällen berichtet.
WPW-Syndrom (Wolff-Parkinson-White-Syndrom)
Durch eine angeborene zusätzliche Erregungsleitung zwischen den Vorhöfen und den Herzkammern entsteht ein „Kurzschluss“, die Folge sind plötzliche Ausbrüche von „Herzrasen“.
Symptome
Ein WPW-Syndrom kann völlig ohne Symptome verlaufen und wird oft nur durch Zufall entdeckt. Diese Form der Rhythmusstörungen tritt anfallsartig auf. Bei manche Patienten rufen die „starken Herzschläge“ (Palpitationen) Angst hervor, sie gelten aber als völlig harmlos.
Bedrohlich kann eine anfallsartige Tachykardie (schneller Puls ab 120 Schläge pro Minute) mit hämodynamischen Auswirkungen werden (hoher Blutdruck, krankhaftem Cholesterinspiegel, vermindertem Blutausstoß der Herzkammern und verringerte Fließeigenschaften), wenn aufgrund der schnellen Abfolge von Herzschlägen eine ausreichende Füllung der Ventrikel nicht mehr gewährleistet ist. Die Folge sind Ohnmachtsanfälle.
Aneurysma
Aneurysma
Das Aneurysma ist eine sackartige Ausstülpung eines Gefäßes. Es kann sich grundsätzlich an jedem Gefäß ausbilden. Am häufigsten betroffen ist die Bauchaorta, gefolgt von der Brustaorta und dem Aortenbogen direkt über dem Herz. Eine Aussackung der Herzwand kann sich in Folge eines Herzinfarktes bilden. Angeborene Herzfehler können zu Aneurysmen an der Aorta führen. Es wird unter drei verschiedenen Arten von Aneurysmen unterschieden.
Verschiedene Formen des Aneurysmas
Beim Aneurysma verum sind alle drei Gefäßschichten erweitert, die „Intima“ genannte innere Schicht mit ihrer glatten Innenfläche, die „Media“ genannte mittlere, elastische Schicht und die „Adventitia“ genannte äußere Schicht von Arterien und Venen, die aus lockerem Bindegewebe besteht und zur Verankerung der Gefäße dient. Ursache des Aneurysma verum ist Arterienverkalkung (Arteriosklerose), die bei Bluthochdruck und Gefäßverschlüssen auftritt. Durch die Ausweitung kann die Gefäßwand geschwächt werden und aufreißen.
Das Aneurysma spurium entsteht durch äußere Gewalteinwirkung, zum Beispiel bei einer Punktion. Hier werden die Gefäßschichten durchtrennt und es entsteht ein Hämatom, das von Bindegewebe umschlossen wird. Das Aneurysma ist von außen entstanden.
Das Aneurysma dissecans entsteht durch eine Ablösung von Gefäßschichten, meistens löst sich dabei die innere Gefäßwand von der mittleren ab. Auslöser kann ein Einriss in der inneren Gefäßwand mit einer Einblutung sein. Es entsteht eine künstliche Blutbahn, wodurch Druck auf die eigentlichen Gefäße ausgeübt wird.
Ursachen
In über 80% der Fälle sind Arteriosklerose und Bluthochdruck Verursacher eines Aneurysmas. Ebenso kommen Gewalteinwirkung, Infektionen wie Borreliose oder Entzündungen infrage. Aneurysmen der Aorta sind häufig Folge eines angeborenen Herzfehlers.
Diagnose
Aneurysmen werden oft nur aus Zufall entdeckt. Verdickungen der Bauchschlagader können bei schlanken Menschen ertastet werden, erfahrene Diagnostiker erkennen am Strömungsgeräusch in den Gefäßen Aneurysmen. Gezielt nachzuweisen sind sie durch Ultraschall, Echokardiografie, Angiografie, einem Röntgenbild oder einem CT.
Therapie
Reißt ein Aneurysma, kann es zu lebensbedrohlichen Einblutungen kommen, die in einer Notfalloperation zu beheben sind. Bei kleinere Ausstülpungen z.B. an den Herzkrankgefäßen oder im Gehirn ist das Therapieziel, eine Vergrößerung zu verhindern und Risikofaktoren auszuschließen. Diese sind Bluthochdruck, Diabetes und Störungen des Fettstoffwechsels. Aneurysmen an großen Arterien stellen immer eine Bedrohung dar und müssen umgehend abgeklärt werden.
Broken-Heart-Syndrom
Broken-Heart-Syndrom
Das „Gebrochene-Herz-Syndrom“ , medizinisch als Tako-Tsubo-Kardiomyopathie bezeichnet, gleicht zunächst einem Herzinfarkt. In der akuten Phase während der ersten Stunden ist es im EKG kaum vom Herzinfarkt zu unterscheiden. Nur beim Einsatz moderner Gerätemedizin , im speziellen einer Katheterintervention oder einer MRT Untersuchung, können Unterschiede festgestellt werden.
Es handelt sich um eine schwerwiegende Funktionsstörung des linken Herzmuskels, die sich meistens nach einer extremen emotionalen Belastung einstellt. Im Unterschied zum Infarkt sind die Herzkranzgefäße aber nicht verschlossen. Die Symptome sind Angina pectoris und Atemnot.
Das Broken-Heart-Syndrom liegt vor wenn
- eine vorübergehende Bewegungsstörung der linken Herzkammer auftritt
- in den Herzkranzgefäßen keine hochgradige Stenose nachzuweisen ist
- die Stresshormone im Blutspiegel erhöht sind (ähnlich wie beim Herzinfarkt)
- das EKG dem eines Herzinfarktes gleicht
- dem Ereignis eine Stresssituation oder eine starke emotionale Belastung vorausgegangen ist (Tod des Lebenspartners, Verlassen werden, extreme Angstzustände z.B. durch Mobbing, auch plötzlich auftretende Krebs- oder Herzerkrankung)
Ursache
Eine genaue Ursache konnte bisher wissenschaftlich noch nicht erwiesen werden.
Die hohe Konzentration der Stresshormone Adrenalin, Noradrnalin und Dopamin deuten auf einen Stress- oder Schockzustand hin, was eine Beteiligung des autonomen Nervensystems nahe legt.
Dass emotionaler Stress tatsächlich die Hauptschlagader und die Form des Herzens verengt, so dass sich die Herzspitze ausbeult, darauf deuten Untersuchungen in den USA, Japan und Deutschland hin.1
Symptome
Dass Betroffene unter psychosomatischen Belastungen leiden, ist lange bekannt. Dr. Joram Ronel von der Psychosomatischen Klinik rechts der Isar, der sich auf Broken-Heart-Syndrom spezialisiert hat und weitreichende Untersuchungen durchführte, berichtet von Patient*innen mit typischen psychosomatischen Beschwerden wie Rückenverspannungen oder Bauchschmerzen, innerer Unruhe und Schlaflosigkeit und einem Leistungsabfall, aber auch von psychokardiologischen Symptomen wie Angina pectoris und Atemnot ausgelöst durch Angst und Stress.
Bluthochdruck
Bluthochdruck
Der österreichische Kardiologe Georg Titscher brachte es mit den Worten auf den Punkt: „Die arterielle Hypertonie gilt als klassische psychosomatische Erkrankung im Sinne einer psychischen Mitverursachung.“1 Denn bei der Entstehung des Bluthochdrucks sind unterschiedliche Faktoren beteiligt. Nicht wenige davon dirigieren unseren Alltag.
Einerseits sind vererbbare genetische Faktoren beteiligt, die wir kaum beeinflussen können. Andererseits bestimmen auch unser Verhalten, unser soziales Umfeld, Umweltfaktoren, psychologische Befindlichkeiten und organische Erkrankungen, wie sich unser Blutdruck verhält.
Ist der Mensch längere Zeit Stresssituationen ausgesetzt, verschiebt sich der Schwellenwert der körpereigenen Blutdruckregulation nach oben. Die Charakteristik des Bluthochdrucks legt eine psychosomatische Ursache nahe, denn sie unterscheidet sich grundlegend von anderen körperlichen Erkrankungen: Sie hat zunächst keine Symptome und ist kaum bemerkbar.
Viele Hochdruckpatient*innen sind jahrelang erkrankt, bevor es bemerkt wird, da sie beschwerdefrei sind. Bluthochdruck ist behandelbar, aber nicht heilbar. Fast jeder kennt die Problematik des Bluthochdrucks, aber nur die Hälfte der Bevölkerung kennt den eigenen Blutdruck. Und zwei Drittel der Betroffenen erhalten keine entsprechende Therapie.
Seit der Entwicklung wirksamer Medikamente besteht die Therapie fast nur noch aus der Verabreichung von Pharmaka. Nebenwirkungen veranlassen viele Patient, die Medikamente wieder abzusetzen. Bewegung, Entspannung und seelische Entlastung tauchen dagegen im Therapieansatz (leider) kaum noch auf.
Dabei spielen seelische Faktoren eine große Rolle
Hochdruckpatienten haben wegen der anfänglich fehlenden Symptome häufig keine Krankheitseinsicht. Ist der Arzt erfahren und in motivierender Gesprächsführung geübt, wird es ihm gelingen, zusammen mit dem Patienten ein akzeptables Krankheitsbild zu entwerfen.
Dabei stellen sich Fragen wie:
- Hat der Patient schon selbst oder in der Familie Erfahrungen mit Bluthochdruck?
- Welche Bedeutung haben diese Erfahrungen für den Patienten?
- Hat er evtl. bei den Eltern einen Schlaganfall oder Herzinfarkt erlebt?
- Löst es bei ihm Ängste aus, z.B. vor Pflegebedürftigkeit oder Angst vor dem Sterben?
- In welcher Lebenssituation befindet sich der Patient und fühlt er sich dadurch stigmatisiert?2
Hier muss der Patient motiviert werden, Eigenverantwortung zu übernehmen. Die wichtigste ist die selbstverantwortliche Blutdruckmessung. Dadurch bekommt der Patient Kontrolle über die Situation seiner Erkrankung. Der Zusammenhang zwischen Blutdruckwerten und bestimmten Ereignissen wird klarer.
Wenn ein seelischer Leidensdruck besteht, kann therapeutische Hilfe angeboten werden. Wichtig ist die Frage nach Konflikten in der Familie, mit dem Partner oder im Beruf. Manchmal liegt eine psychische Erkrankung vor (Depression, Angststörung, Borderline-Störung), die Bluthochdruck auslösen können.
Die Schilderungen des Patienten sollten erst genommen werden; psychologische Hintergründe sollten nicht vom Arzt aufgedeckt, sondern vom Patienten selbst entdeckt werden. Professor Titscher sagt, die Einsicht über die Bedeutung der Emotionen für die Entstehung des Hochdrucks fördern die Motivation des Patienten und das Vertrauen zum Arzt.
Bypass
Bypass-Operation bei koronarer Herzerkrankung
In der Bundesrepublik Deutschland leiden etwa 1,5 Millionen Menschen an Herzkrankheiten; das entspricht etwa 8,2 % der Bevölkerung. Der größte Teil entfällt dabei auf die koronare Herzerkrankung (KHK). Dabei handelt es sich um eine durch Arteriosklerose verursachte Verengung der Herzkranzgefäße. Die Verengungen (Stenosen) bewirken, dass der Herzmuskel nicht ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt wird.
Wann wird eine Bypass-Operation bei koronarer Herzerkrankung durchgeführt?
Kommt es durch Verschlüsse der Herzkranzgefäße zu verminderter Durchblutung des Herzmuskels, kann das zu einer Einschränkung der Leistungsfähigkeit und der Lebensqualität führen. Verschlüsse können längerfristig durch Cholesterinablagerungen oder durch Verkrampfungen der dünnen Kapillargefäße entstehen. Bei einem plötzlichen Verschluss kommt es zu einem Herzinfarkt – fehlt eine zeitnahe Behandlung, stirbt das betroffene Herzmuskelgewebe unwiederbringlich ab. Es entsteht eine Narbe.
Sind Ballon-Dilatation oder Stent-Therapie erfolglos, gibt es die Möglichkeit, durch eine Bypass-Operation um die betroffenen Herzkranzgefäße herum eine Umleitung durch körpereigene Gefäße zu legen, um den gefährdeten Herzmuskel weiterhin mit Blut und Sauerstoff zu versorgen. So können auch Stenosen an großen Gefäßen erfolgreich umgangen werden.
Wie wird eine Bypass-Operation durchgeführt?
Der Bypass ist eine Operation am offenen Herzen und wird unter Vollnarkose durchgeführt. Sie ist inzwischen eine Standardoperation, die von Chirurgen und Chirurginnen gut beherrscht wird. Zur Überbrückung von Engstellen in den Herzkranzgefäßen werden körpereigene Gefäße benutzt. Zur Verfügung stehen Arterien aus dem Brustkorb oder einem Arm oder Venen aus einem Bein.
Die Bypässe müssen von der Hauptschlagader (Aorta) versorgt werden. Beinvenen oder Armarterien werden deshalb an der Hauptschlagader (Aorta) angenäht. Brustarterien werden natürlicherweise von der Aorta durchblutet; diese Technik findet immer mehr Anwendung. Dann werden die Umleitungsgefäße hinter der Stenose angenäht, sodass der Herzmuskel wieder mit Blut und Sauerstoff versorgt werden kann.
Wichtig zu wissen! Bei der konventionellen Bypass-Operation wird das Herz still gelegt und vorübergehend durch eine Herz-Lungen-Maschine ersetzt, die den Kreislauf stabil hält. Da die Nebenwirkungen drastisch sein können und die REHA-Zeit entsprechend länger ausfällt, geht die Tendenz mehr und mehr dazu Bypass-Operationen am schlagenden Herzen durchzuführen, was Nebenwirkungen reduzieren kann.
In jedem Fall aber muss der Brustkorb eröffnet werden. Der genaue Ablauf der Operation ist in der Broschüre der Kerckhoff-Klinik in Bad Nauheim beschrieben1. Insgesamt können aufgrund der besser werdenden Akutversorgung immer mehr Patient*innen gerettet werden.2
Katheter-Ablationen
Katheter-Ablation bei Herzrhythmusstörungen
Hartnäckige, wiederholt auftretende Herzrhythmusstörungen lassen sich in einigen Fällen nicht mit Medikamenten beherrschen. Sie können durch einen Eingriff am Herzen, der Katheter-Ablation, behoben werden. Die Katheter-Ablation ist ein Eingriff am Herzmuskel, am häufigsten wird sie bei Vorhofflimmern durchgeführt. Ziel ist, die gestörten, nur wenige Millimeter großen Areale am Herzmuskel, welche Arrhythmien hervorrufen, durch Hitze oder durch Vereisung zu veröden, sodass zusätzliche Herzschläge oder krankhaft unrhythmische Schläge des Herzmuskels verhindert werden. Bei einigen Formen der Herzrhythmusstörungen liegt die Erfolgsquote einer Ablation bei 80%, manchmal sind aber mehrere Operationen nötig.
Bei einer Katheter-Ablation wird ein Herzkatheter über einen Gefäßzugang in der Leiste bis ins Herz vorgeschoben. Zunächst wird das meistens nur stecknadelkopfgroße Areal des Herzmuskels, das die Rhythmusstörung auslöst, gesucht. Meistens handelt es sich um eine angeborene oder durch einen Herzinfarkt hervorgerufene Vernarbung, die dann mittels hochfrequentem Strom (Radiofrequenz-Strom) verödet oder bei Temperaturen von -80°C (Cryo-Ablation) vereist wird. Die Katheter-Ablation ist inzwischen ein Standardeingriff, den Herzchirurgen gut beherrschen.
Was sind Leitungsbahnen?
Das Herz besitzt einen Taktgeber, den Sinusknoten, von dem regelmäßige elektrische Impulse ausgehen, um das Herz zum Schlagen zu bringen. Dieser elektrische Strom, den wir natürlich nicht spüren, läuft entlang einer elektrischen Leiterbahn aus speziellem Muskelgewebe und zwingt den Herzmuskel zur Kontraktion. Normalerweise geschieht das 60 Mal in der Minute.
Manche Menschen haben zusätzliche (akzessorische) Leiterbahnen, die den natürlichen Stromkreislauf am Herzen stören. Akzessorische Leiterbahnen können angeboren sein oder durch Vernarbung nach einem Herzinfarkt entstehen. Auch Bluthochdruck oder Durchblutungsstörungen können zu Vernarbungen am Herzmuskel führen.
Sind solche krankhafte oder angeborene Leiterbahnen vorhanden, wird das Herz zu unregelmäßigen Schlägen animiert, da der elektrische Impuls entlang der Narben in verschiedene Richtungen läuft und unterschiedliche Stellen am Herzmuskel zur Kontraktion zwingt. Das Herz schlägt dann unregelmäßig. In einigen Fällen kann das Narbengewebe den Fluss der elektrischen Impulse auch blockieren, sodass der Herzmuskel an der falschen Stelle kontrahiert.
Bei der Katheter-Ablation werden zusätzliche Leiterbahnen verödet, oft können dadurch riskante Herzrhythmusstörungen behoben werden und das Herz kehrt in seinen natürlichen Takt zurück.
Wie verläuft eine Katheter-Ablation und was bewirkt sie?
Über eine Armvene wird zunächst ein Beruhigungsmittel verabreicht. Oft schläft der Patient danach ein. Eine Vollnarkose ist in der Regel nicht nötig.
Nach einer örtlichen Betäubung werden über die Leistenvene Katheter eingeführt und mit einem Draht zum Herz vorgeschoben. So kann durch Messsonden und Röntgenabbildungen, bei denen Kontrastmittel verabreicht wird, der genaue Zustand des Herzens festgestellt werden. Um die exakte Ursache der Erkrankung zu bestimmen, werden durch elektrische Impulse Herzrhythmusstörung simuliert.
Mit einem Ablations-Katheter können nun die betreffenden Bezirke an der Herzwand verödet oder vereist werden. Dazu gibt es zwei Verfahren, das Radiofrequenzverfahren und das Cryoverfahren. Bei der Radiofrequenz-Ablation wird durch Hochfrequenzstrom Hitze erzeugt und das Narbengewebe bei 55 bis 65 Grad Celsius punktgenau verödet. Bei der Cryo-Ablation wird mit Kälte gearbeitet und das Narbengewebe bei -80 Grad Celsius vereist. Beide Verfahren gelten derzeit als gleichwertig.
Nach Abschluss der Katheter-Ablation werden alle Katheter und Schleusen entfernt und die Punktionsstelle an der Leiste mit einem Druckverband versorgt. In der Regel wird anschließend für ca. 12 Stunden Bettruhe verordnet. Um Nachblutungen zu verhindern, wird für die nächsten zehn Tage körperliche Schonung empfohlen. Um die Bildung von Blutgerinnseln zu verhindern, wird 3 – 6 Monate ein blutverdünnendes Mittel verabreicht.
In einigen größeren Kliniken wird inzwischen mit dem extrem hoch auflösenden 3D-Mapping System gearbeitet. Das moderne, dreidimensionale Abbildungsverfahren erhöht die Präzision der Eingriffe um ein Vielfaches. In München bietet das Deutsche Herzzentrum1 dieses Verfahren an.
Welche Krankheitsbilder werden damit behandelt?
Es gibt viele unterschiedliche Arten von Herzrhythmusstörungen. Unterschieden werden zu schnelle Herzschläge (Tachykardie) und zu langsame (Bradykardie) Schläge. Die Tachykardie ist an einer oder mehreren Kaskaden von schnellen Herzschlägen hintereinander zu erkennen. Bradykardien werden vom Patienten als Aussetzer oder fehlende Herzschläge beschrieben. Einige sind vollkommen harmlos und brauchen nicht behandelt werden. Beeinträchtigen Herzrhythmusstörungen die Leistungsfähigkeit, müssen sie behandelt werden. Einige wenige Arrhythmien sind lebensbedrohlich und müssen unmittelbar behandelt werden.
Nicht bei allen Rhythmusstörungen ist die Katheter-Ablation das Mittel der ersten Wahl. Hauptsächlich wird sie bei sogenannten Tachykardien durchgeführt, bei denen das Herz unregelmäßig und zu schnell schlägt.2
Stent-Implantationen
Stent-Implantationen
Die Stent-Implantation ist derzeit der Königsweg, um Herzkranzgefäße offen zu halten. Sind Gefäße verschlossen oder verengt, werden sie mit einer „Ballonangioplastie“ aufgedehnt, bis das Gefäß wieder durchlässig ist. Ein Stent ist ein ca. zwei bis fünf Zentimeter langes Metallgeflecht, das durch den Ballon aufgespreizt wird und das Gefäß wie ein Rohr stützt.
Es gibt verschiedene Arten von Stents. Die ersten Exemplare waren aus Metall und hatten den Nachteil, dass Narbengewebe in die Gitter einwachsen konnte, was zu neuen Verschlüssen führte. Seit Ende der 90er Jahre wurden Stents entwickelt, die mit wachstumshindernden Medikamenten beschichtet sind und das Narbenwachstum unterbinden sollen. Die neueste Entwicklung sind Stent-Materialien, die sich nach einigen Monaten selbst auflösen, was aber nur bei stabilen Gefäßen sinnvoll ist.
Stent-Implantationen sind heute ein Routineeingriff
Ein Stent wird während einer Katheter-Untersuchung bei örtlicher Betäubung in der Leistengegend eingebracht. Hierzu wird eine „Schleuse“ an die Arterie gelegt die bewirkt, dass ein an einem Draht befestigter Katheter zu den Herzkranzgefäßen vorgeschoben werden kann, aber kein Blut austritt.
An der Spitze des Katheters befindet sich der zusammengefaltete Ballon, auf den der Stent gesteckt ist. Ballon und Stent werden an die verengte Stelle geschoben und dort unter Druck aufgeblasen, bis der Stent aufgefaltet ist und das Gefäß stützt. Der Eingriff wird vom Arzt oder von der Ärztin „live“ mit einer Röntgenkamera beobachtet und gesteuert. Stent-Implantationen sind heute ein Routineeingriff, der von vielen Kliniken beherrscht wird.
Nach einem Kathetereingriff ohne Stent-Implantation wird für einige Stunden ein Druckverband gelegt, danach können Sie wieder nach Hause gehen. Wird ein Stent gesetzt, kann der Klinikaufenthalt zur Überwachung drei Tage dauern.
Nachbehandlung
Nach der Stent-Implantation werden für einige Monate blutverdünnende und gerinnungshemmende Medikamente verordnet.
Risiken und Komplikationen
An der Einstichstelle kann sich ein Aneurysma bilden, das sich in den meisten Fällen aber wieder zurückbildet. Manchmal entsteht eine Fistel, die operativ entfernt werden muss. Die Ballondillatation kann in seltenen Fällen einen Herzinfarkt oder Schlaganfall auslösen. Mögliche Herzrhythmusstörungen sollten nach einiger Zeit wieder vergehen. Es ist wichtig, das ärztliche Fachpersonal über eine Schilddrüsenüberfunktion zu informieren, da gängige Kontrastmittel Schilddrüsenüberfunktionen verstärken können.
Leben nach einer Stent-Implantation
Oft ist der Stent der Anfang einer längeren „Herzstrecke“, die mit ein wenig Achtsamkeit die Lebensqualität nicht bedeutend einschränkt. Viele Patient*innen sorgen sich nun um ihren Körper, mit ausreichend Bewegung und gesunder Ernährung kann man selbst viel tun. Ängstlichen Menschen helfen Informationen und Gespräche in Selbsthilfegruppen und bei Vorträgen.
Defibrillatoren / Herzschrittmacher
Defibrillatoren / Herzschrittmacher
Wir betrachten das Herz als eine Maschine, die ein Leben lang rhythmisch pumpt. Dabei ist der gesunde Herzschlag fast nie gleichmäßig. Der Herzschlag passt sich notwendigerweise vielen äußeren Bedingungen an.
Denn bei körperlicher Anstrengung besteht erhöhter Sauerstoffbedarf und das Herz schlägt schneller, Medizinische Fachkräfte nennen das Tachykardie. Dagegen kann das Herz in Ruhephasen und in Mangelzeiten langsamer schlagen, das wird Bradykardie genannt. Selbst Extrasystolen, also zusätzliche Herzschläge, gehören in den Bereich normaler, kurzfristiger Frequenzschwankungen. Wird der Sinusrhythmus durch Störungen der elektrischen Erregungsleitung unterbrochen, wird von einer Herzrhythmusstörung gesprochen.
Neben diversen Medikamenten und der Möglichkeit einer Katheterintervention stehen heute zuverlässige Herzschrittmacher und Cardioverter-Defibrillatoren zur Verfügung. Die Implantation eines Schrittmachers bei zu langsamem Herzschlag ist ein Routineeingriff geworden. Moderne Geräte messen die jeweilige körperliche Anforderung und passen ihre Frequenz den körperlichen Bedürfnissen an.
Biventrikuläre Systeme
Eine Weiterentwicklung sind sogenannte „biventrikuläre Systeme“, die bei Herzschwäche bzw. Linksschenkelblock1 eingesetzt werden. Dazu werden zwei voneinander unabhängige Stimulationselektroden in die Herzkammern eingesetzt, die die Impulse der Herzkammern und der Vorhöfe synchronisieren sollen.2
Implantierbare Kardioverter/Defibrillator (ICD)
Implantierbare Kardioverter/Defibrillator (ICD) werden Patient*innen mit lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen eingesetzt und verbessern deren Prognose spürbar. Die Elektrodenstäbe werden in die Herzkammern verlegt und haben direkten Kontakt mit dem Herzmuskel. Das Gerät greift bei Kammerflimmern mit einem Stromstoß ein und normalisiert die Pumpleistung des Herzens. Ebenfalls ein Routineeingriff, der wie andere Schrittmacher-Implantationen mit örtlicher Betäubung durchgeführt werden kann.
Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind zu empfehlen, da sich die Überleitungsbedingungen am Herzmuskel verändern können und das Gerät dann angepasst werden muss.
[1] http://flexikon.doccheck.com/de/Linksschenkelblock